Zum Internationalen Tag der Pflege am heutigen Sonntag, 12. Mai 2024
Pflegefachfrau Kerstin Ziegler berichtet über einen Beruf mit vielen Möglichkeiten
Das ist keine Neuigkeit: Die Gesellschaft wird immer älter, und jeder möchte so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben. Damit das auch für eine künftig noch wachsende Zahl der Senioren möglich bleibt, braucht es Unterstützung. Konkret, es braucht ambulante Pflegekräfte. Doch genau die fehlen, im ambulanten ebenso wie im stationären Bereich.
„Dabei ist die Pflegefachfrau ein Beruf mit ganz vielen Möglichkeiten“, findet Kerstin Ziegler. Sie arbeitet schon lange mit Freude in diesem Bereich und hat im Herbst die Ausbildung am Bildungsinstitut für Gesundheits- und Krankenpflege (BifGuK) der Neckar-Odenwald-Kliniken abgeschlossen. Mit ihrem Notenschnitt von 1,0 gehört sie zu den Prüfungsbesten unter den 15 erfolgreichen Absolventen.
Die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau beziehungsweise zum Pflegefachmann ist generalistisch angelegt, das heißt, dass die Azubis in den ersten zwei Jahren eine allgemeine Ausbildung erfahren und sich im dritten Jahr dann spezialisieren können für die Altenpflege, die Gesundheits- und Krankenpflege oder die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege – oder sie gehen den Weg generalistisch zu Ende. Durchgeführt wird die Ausbildung von speziellen Pflegeschulen wie der Schule an den Neckar-Odenwald-Kliniken in Kooperation mit einem Träger der praktischen Ausbildung. Das ist im Fall von Kerstin Ziegler das Rote Kreuz.
Beim DRK-Kreisverband Mosbach hat sie vor einigen Jahren, als ihre Kinder noch jünger waren, mit einem Halbtagsjob als Ergänzende Hilfe in der Hauswirtschaft angefangen. „Ich habe Probe gearbeitet und bin dann hängen geblieben“, erinnert sich Kerstin Ziegler schmunzelnd. Sie arbeitete zunächst in der Hauswirtschaft mit, begleitete Patientenbesuche, half bei einfachen Pflegetätigkeiten und vieles mehr. „Irgendwann ist der Fachkraft dann wohl aufgefallen, dass ich gut arbeite und sorgfältig dokumentiere“, lächelt die frisch gebackene Pflegefachfrau bescheiden. Jedenfalls wurde ihr nahegelegt, doch die Ausbildung zu machen. Aber sie zögerte: „Ich sagte damals: Kompressionsstrümpfe anziehen ist ok, aber Spritzen kann ich nicht“, lacht Kerstin Ziegler. Als die Kinder etwas größer waren, entschloss sie sich doch noch, die Ausbildung anzutreten. Und heute weiß sie: Sie kann doch spritzen.
Nach dem Abschluss im Oktober ging es nahtlos weiter mit der Arbeit: Kerstin Ziegler bleibt dem Ambulanten Pflegedienst des DRK-Kreisverbands Mosbach treu. „Die Touren des Tages bekomme ich über das Diensthandy. Dann weiß ich morgens, welche Patienten ich in den folgenden Stunden besuchen werde.“ Die erste Fahrt führt sie dann direkt zum Patienten oder in die DRK-Geschäftsstelle nach Mosbach. Dort im Tresor sind die Wohnungsschlüssel derjenigen Kunden sicher verwahrt, die nicht mehr selbst die Türe öffnen können. Wenn Medikamente zu verabreichen sind, werden auch die in der Geschäftsstelle vorbereitet.
Bei Wind und Wetter sind die Pflegefachkräfte der Ambulanten Dienste unterwegs – klar, denn die Patienten sind ja auf die Versorgung mit Medikamenten, auf Spritzen und anderes angewiesen. „Ein Wintereinbruch ist schon ein Handicap für uns“, weiß Kerstin Ziegler. Aber bisher ist sie noch immer gut durchgekommen.
Das wäre bei einem Arbeitsplatz im stationären Bereich einfacher. Doch die Ambulante Pflege hat auch ihre Vorteile, findet die 48-Jährige: „Wir begleiten unsere Kunden oft über Monate oder sogar Jahre. Da können schöne Beziehungen entstehen. Wir sind ja oft der einzige Ansprechpartner, den die Menschen noch haben.“
Auch für Mosbachs DRK-Präsident ist die ambulante Pflege - wie die Pflege generell - ein Herzensanliegen. „Sich um die Mitmenschen kümmern zu wollen ist schließlich ein Kernthema des Roten Kreuzes“, so Gerhard Lauth. Gerade Menschen mit Lebenserfahrung wie Kerstin Ziegler seien da genau richtig. „Pflege ist für Menschen, die gerne mit und für Menschen arbeiten, eine erfüllende Aufgabe.“
Gut wäre es, betont die Fachfrau, wenn noch mehr junge Leute den Weg in die sozialen und pflegerischen Berufe finden würden. Denn der Fachkräftemangel ist nicht nur in der ambulanten Pflege, sondern auch im stationären Bereich ein großes Problem. Kerstin Ziegler jedenfalls ist trotz allem Stress überzeugt: „Es ist schön mit Menschen zu arbeiten. Und der Beruf ist sehr vielfältig. Viele Wege stehen offen. Ich gehe morgens immer noch mit Freude zur Arbeit.“
Hintergrund:
Voraussetzung für die Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann ist ein mittlerer Schulabschluss oder eine Schullaufbahn bis einschließlich zur 10. Klasse. Alternativ ist der Zugang auch mit einer abgeschlossener Berufsausbildung oder nach einer Pflegehelfer-Ausbildung möglich. Die seit 2020 reformierte Ausbildung umfasst Praxiseinsätze in unterschiedlichsten Bereichen wie ambulanten Pflege, stationäre Langzeit- und Akutpflege sowie Einsätze in der Pädiatrie und Psychiatrie.