Wenn der Alarm losgeht: Da steigt der Puls der Helferin
Zum Jubiläum "Fünf Jahre Mobile Retter" berichtet Anja Heck über ihre Erfahrungen
Der Alarm kommt auf dem Nachhauseweg von der Arbeit, im Liegestuhl auf der Terrasse, beim Kochen für die Familie oder auch nachts. „Da steigt erstmal ordentlich der Puls und der Adrenalinspiegel geht hoch“, beschreibt die Mobile Retterin Anja Heck den Moment, wenn die Integrierte Leitstelle in Mosbach sie per Smartphone zu einem Einsatz ruft. „Man ist angespannt. Aber in gewisser Weise muss das so sein. Das hilft, um sich zu konzentrieren und rational zu denken.“
Im Fall der Kinderkrankenschwester mit langjähriger Intensivstation-Erfahrung, die seit 2019 ehrenamtliche Retterin ist, heißt das: „Kurz nachdenken: reicht die Zeit noch vor der Arbeit? Ich kann nicht einfach später kommen, weil ich eine Aufsichtspflicht zu erfüllen habe. Oder: ist die Familie versorgt?“ Dann geht ein kurzer Ruf durchs Haus und Anja Heck wartet aufs „Go“, während sie schon die Schuhe anzieht, Schlüssel holt und Handschuhe in die Hosentasche steckt.
Dann geht’s los zum Einsatzort. „Jetzt heißt es möglichst ruhig bleiben und durchatmen“, beschreibt sie ihre Emotionen. Der Verkehr läuft vielleicht nicht immer wie gewünscht, aber Sonderrechte gibt es natürlich nicht. „Da ist Ortskunde von Vorteil“, weiß sie. Nach zwei bis drei Minuten ist sie beim Notfall und kann mit lebensrettenden Maßnahmen wie der Herzdruckmassage beginnen.
Sorge, ob sie „richtig“ reagiert, hat sie durch ihre Fachkenntnis nicht. Wenn die Reanimation dann erfolgreich verläuft, ist es einfach Erleichterung, beschreibt sie ihre Gefühle. „Danach zittern dann schon auch mal die Knie.“
Fragt man sie nach ihrer Motivation für den ehrenamtlichen Einsatz als Mobile Retterin, erklärt Anja Heck: „Ich habe durch meine Berufsausbildung das Wissen, helfen zu können und tue das jederzeit gerne. Ich kann notwendige schnelle Hilfe leisten, wenn ich gebraucht werde.“
Etwa 15 Einsätze hat sie seit ihrem Einstieg 2019 absolviert, unterbrochen von der Corona-Phase, in der Mobile Retter nicht gerufen wurden. Alarmiert wurde sie immer bei Notfällen in der Heimatgemeinde und Nachbarorten. Dabei machte die Helferin nur positive Erfahrungen: Sie berichtet von dankbaren Angehörigen und schönen persönlichen Rückmeldungen. Auch die Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst sei immer super gelaufen, egal in welcher Situation.
Nein sagen, wenn sei alarmiert wird, fällt Anja Heck schwer. Leichtfertig entscheidet sie das auf keinen Fall. Aber manchmal geht es einfach nicht anders: „Ich musste auch schon Einsätze ablehnen, weil ich selbst krank war oder weil es die familiäre Situation nicht zuließ, als die Kinder noch jünger waren. Inzwischen reicht ein Ruf durchs Haus und es schreit aus allen Zimmern: Du kannst los, wir wissen Bescheid.“