Sanitäter sorgen für gutes Gefühl bei Veranstaltungen
Ehrenamtliche Retter haben aktuell viele Dienste - aber auch viel Spaß dabei
Silbermond-Konzert, Schlossfestspiele Zwingenberg oder SpielBlütenFest – auf jeder größeren Veranstaltung sieht man sie am Rande irgendwo stehen: Haupt- und Ehrenamtliche, die für die Sicherheit sorgen. Neben Polizei, Feuerwehr, THW und den jeweiligen Vereinsaktiven braucht es dabei auch Sanitäter, denn schnell hat sich mal jemand verletzt oder „kippt um“, wenn es heiß ist. Für diese fast ausschließlich ehrenamtlichen Sanitätsdienste sorgen die Hilfsorganisationen wie DLRG, Johanniter oder im Raum Mosbach vor allem das Deutsche Rote Kreuz - mal mit der kleinen Besetzung, mal mit einem größeren Team.
Wie stark die Ehrenamtlichen gerade jetzt im Sommer gefordert sind, kann man sich vorstellen: jeden Tag sind in jedem Ort Veranstaltungen, große wie kleine. Adrian Kautzmann, der für den DRK-Ortsverein Mosbach die dort angeforderten Sanitätsdienste ehrenamtlich organisiert und auch mit durchführt, freut sich über die zahlreichen Veranstaltungen, auch wenn sie viel Arbeit machen.
Denn über lange Monate hatten die Bereitschaften - das sind die Personen innerhalb der Rotkreuz-Gruppierungen, die unter anderem die Sanitätsdienste stellen - wenig zu tun. Corona hatte allen Veranstaltungen den Garaus gemacht. „Jetzt ist wieder viel los, das finde ich toll, das macht mich happy. Und auch in den Bereitschaften ist wieder mehr Leben“, freut sich der ausgebildete Rettungsassistent und Mediziner.
Und mit welchen Notfällen haben die Retter dann zu tun, was passiert bei so einem Einsatz? „Das reicht von ‚gar nichts‘ bis hin zu wirklich schlimmen Notfällen“, berichtet Kautzmann. „Mal ist es ‚nur‘ ein Wespenstich oder eine kleine Verletzung. Wir hatten aber auch schon Kreislaufkollapse, Schlaganfälle und Herz-Kreislaufstillstände mit Reanimation.“ Das Team vor Ort kümmert sich dann um die Erstversorgung. Der Regelrettungsdienst wird zusätzlich alarmiert, wenn die Versorgung vor Ort nicht ausreicht und transportiert den Verletzten in die passende Klinik.
Über 200 Sanitätsdienste, so schätzt Kreisbereitschaftsleiter Marco Berg, leisten die Bereitschaften im DRK-Kreisverband Mosbach in diesem Jahr. Allein 100 werden es 2023 beim Ortsverein Mosbach werden. Und gerade angesichts der großen Zahl der Termine sei es nicht immer leicht, die Dienste zu besetzen, berichten die Verantwortlichen. Auf 1900 Sanitätsdienst-Einsatzstunden kamen die 40 Aktiven des DRK-Ortsvereins Mosbach im Jahr 2019, wobei auch immer Kollegen aus anderen Bereitschaften unterstützen, wenn es eng wird, so Kautzmann.
Einheitliche Vorschriften, wann ein Sanitätsdienst gebraucht wird, gibt es nicht. Jeder Veranstalter sei in der Pflicht, zu überlegen, ob ein solcher Dienst notwendig ist, so Berg. „Dann sucht er sich einen Dienstleister aus. Das kann das Rote Kreuz als lokal ansässiger, gut mit Rettungsdienst und Krankenhäusern vernetzter Anbieter sein oder eine andere Hilfsorganisation. Es gibt aber auch private Anbieter.“ Sich als Veranstalter einfach auf den Regelrettungsdienst im Hintergrund zu verlassen, ist keine gute Idee, denn der ist für den „Alltag“ ohne besondere Risiken gedacht. Und der oben genannte Wespenstich wäre üblicherweise ohnehin kein Fall für den Rettungsdienst. Die Frauen und Männer in den rot-weißen Uniformen im Hintergrund geben den Besuchern der Veranstaltung dagegen zu Recht ein gutes Gefühl.
Wie viele Einsatzkräfte gebraucht werden, wird aber nicht nur aus der Erfahrung heraus entschieden, sondern es gibt komplexe Berechnungsschlüssel wie den sogenannten Maurer-Algorithmus dafür. Je nach Charakter der Veranstaltung können die Ordnungsämter der jeweiligen Kommune den Organisatoren Auflagen machen. So wird man wahrscheinlich für eine Generalversammlung mit 100 Personen gar keinen Dienst brauchen, für eine Open-Air-Theateraufführung reicht je nach Besucherzahl und Größe meist eine Besetzung aus zwei Einsatzkräften.
„Wo ein Gefährdungspotential vermutet wird, wo sehr viele Besucher zusammenkommen oder wo auch Alkohol im Spiel ist, muss die Zahl der Einsatzkräfte dementsprechend angehoben werden“, ergänzt Adrian Kautzmann. Bei Events mit vierstelligen Zuschauerzahlen wie dem populären Lohrbacher Fastnachtsumzug oder großen Open-Air-Konzerten werden unter anderem auch Notfallsanitäter und Notärzte für den Sanitätswachdienst gebraucht. Für große Motorsportveranstaltungen oder Reitturniere machen die Verbände selbst entsprechende Vorgaben.
Die Kosten für den Sanitätsdienst trägt der Veranstalter, und auch hier gibt es keine überregional einheitliche Regelung. Im DRK-Kreisverband Mosbach allerdings hat die Kreisbereitschaftsleitung gemeinsam mit den Ortsvereinen und Bereitschaften einheitliche Stundensätze erarbeitet. Dazu kommen noch Material- und Fahrtkosten. Die aktiven Ehrenamtlichen erhalten dann eine Entschädigung. Wie die aussieht, entscheidet die jeweilige Bereitschaft.
Auch bei überregionalen Events werden hin und wieder Helfer aus den Kreisverbänden angefordert. So waren Mosbacher DRK-ler schon bei der Formel 1 am Hockenheimring dabei oder bei großen Pop-Konzerten. „Da kann man schon einmal besondere Momente erleben“, schwärmt Marco Berg, der selbst im vergangenen Jahr bei Metallica Dienst tat. „Das ist natürlich einmal tolle Musik, aber es ist auch interessant, bei solchen großen Sanitätsdiensten dabei zu sein. Und mit Glück bekommt man sogar Backstage-Einblicke.“ Wobei es dann aber selbstverständlich beim persönlichen Erleben bleibt: Fotografieren hinter der Bühne ist total tabu. Fotos vom Backstage-Bereich posten geht gar nicht. „Das wäre völlig unprofessionell und kann richtig Ärger geben“, betont Adrian Kautzmann ernst. Und an den Bierständen gehen die Rotkreuzler auch ungerührt vorbei: Alkohol ist im Sanitätsdienst ebenfalls tabu.
Der Spaß kommt trotzdem nicht zu kurz. „Natürlich sind wir zum Arbeiten da, und bekommen möglicherweise gar nichts von den Konzerten mit“, so Adrian Kautzmann am Rande des Hubert-von-Goisern-Auftritts im Großen Elzpark. „Aber manchmal läuft auch alles glatt. Dann ist es schon das Sahnehäubchen, bei solchen Konzerten dabei zu sein.“ Zu tun gibt es auch nach den großen Konzerten noch genug: Bald kommt das Internationale Straßentheater, dann das Fliegerfest auf dem Hamberg und die Feuernacht des Mosbacher Sommers. Eine Motocross-Veranstaltung in Schefflenz steht an, und dann gehen so langsam die Hallenfußballturniere wieder los …
Info: Wer im Raum Mosbach einen Sanitätsdienst braucht oder vielleicht selbst als Helfer aktiv werden möchte, kann sich an den jeweiligen DRK-Ortsverein, an die Kreisbereitschaftsleitung (E-Mail an kbl@drk-mosbach.de) oder an das Service-Center des DRK-Kreisverbands wenden (Telefon 06261/9208-550, Mail an service-center(at)drk-mosbach.de).