„Die Menschen geben mir etwas zurück“
Ohne Ehrenamtliche geht es auch beim Roten Kreuz nicht
„Ich möchte der Gesellschaft etwas weitergeben.“ Das sagt Günther Fleischmann auf die Frage, warum er sich ehrenamtlich engagiert. Denn selbstverständlich ist das nicht. Schließlich könnte er mit seinen 73 Jahren auch die Wanderstiefel schnüren, um die Welt reisen oder schlicht daheim die Füße hochlegen. Doch für ihn ist es eine positive Sache, zu wissen, dass er etwas Gutes für andere zu tut. Was konkret? Günther Fleischmann arbeitet ehrenamtlich für den DRK-Tafelladen in Mosbach.
Er klappert jeden Montagmorgen ab 8 Uhr gemeinsam mit einem Kollegen die Supermärkte in der Region ab, die kurz vor dem Verfalldatum stehende Waren für den Tafelladen bereitstellen. Wenn die Runde komplett ist, geht es in den Laden zum Sortieren der Ware und Einräumen der Regale. Das dauert dann meist bis etwa 12 oder 13 Uhr. „Wir sind ein festes Team und inzwischen eine gute Gemeinschaft geworden“, stellt der Pensionär rückblickend auf seine zehn Jahre ehrenamtlicher Arbeit zufrieden fest. Und wenn er dann hin und wieder ein Dankeschön der Leute bekommt, für die er morgens arbeitet, ist klar: „Die Menschen geben mir auch etwas zurück.“
Auch Heidelore Höppler schenkt der Gemeinschaft einen halben Tag pro Woche. Sie betreut Donnerstagnachmittags zusammen mit der Hauptamtlichen Teresa Kastner den Kleiderladen, ebenfalls in der Sulzbacher Straße in Mosbach. Dort können Menschen, denen es finanziell nicht gut geht, günstig Wäsche, Schuhe und Kleidung einkaufen. Der gelernten Arzthelferin ist es auch nach 35 Jahren im Berufsleben noch ein Vergnügen, für andere da zu sein; „Es ist mir eine Freude, Menschen zu helfen“, erzählt sie lachend. Oft werde sie deshalb im Scherz „Mutter Teresa“ genannt - wobei sie selbst sich nicht mit dem berühmten Vorbild vergleichen würde. Zum Kleiderladen fand Heidelore Höppler vor inzwischen 15 Jahren durch einen Aufruf in der Rhein-Neckar-Zeitung und blieb ihrem Team bis heute treu. Und wie begegnen ihr die Kunden, für die sie da ist? „Ach, das ist wie überall, es gibt nette Menschen und weniger nette, das kenne ich aus meinem Berufsleben“, antwortet die 77-Jährige diplomatisch und mit einem Lachen-
Ohne Menschen wie Heidelore Höppler und Günther Fleischmann würden Tafel- und Kleiderladen nicht funktionieren, ebenso wenig wie viele andere Bereiche im Roten Kreuz – vom Blutspendedienst bis hin zu den „Helfern vor Ort“ oder den „Mobilen Rettern“. Über 800 Menschen bringen sich beim DRK-Kreisverband Mosbach ein. Allein bei der Tafel und im Kleiderladen sind 65 Ehrenamtliche aktiv – bei zwei Hauptamtlichen in Teilzeit.
Traditionell ehrt die Abteilung „Soziale Dienste“ im DRK-Kreisverband ihre treuen Helfer des Kleider- und des Tafelladens bei einer gemeinsamen Weihnachtsfeier – so auch am Freitagabend im Mosbacher Begegnungszentrum „fideljo". 19 Frauen und Männer, viele von ihnen über 70 Jahre alt, wurden dabei für fünf, zehn und sogar 15 Jahre ehrenamtliche Mitarbeit ausgezeichnet.
Dass es meist die Älteren sind, die sich einbringen, hat für Manuela Weber, Abteilungsleiterin Soziale Dienste beim DRK-Kreisverband, nichts damit zu tun, dass die Jungen keine Lust auf Ehrenamt haben. „Sie sind meist einfach zeitlich zu stark eingespannt im Berufs- und im Familienleben, da bleibt wenig Zeit übrig.“ Umso mehr freut sie sich über die engagierten Senioren, die mit den wenigen Hautamtlichen gute Teams bilden.
Auch Kreisgeschäftsführer Steffen Blaschek ist froh über das Engagement: „Ohne Ehrenamtliche geht es nicht“, ist er überzeugt. Das gilt selbstverständlich nicht nur für das Rote Kreuz, sondern für viele andere Bereiche der Gesellschaft – für andere soziale Einrichtungen, für die Vereine, die freiwillige Feuerwehr, die Museen und, und, und …
Die Geehrten:
Für fünf Jahre Mitarbeit wurden Elvira Petruschin, Melitta Albinsky, Lydia Arndt, Seyhan Atasoy, Cornelia Gimber, Regina Hermesz, Gudrun Prosch und Fred Wendt.
Für zehn Jahre Mitarbeit wurden Lieselotte Dorner, Günther Fleischmann, Sabine Frey, Nina Lang und Heike Woitynek geehrt.
Für fünfzehn Jahre Mitarbeit wurden Heidelore Höppler, Erika Ahlemeyer, Christine Berger, Günther Ebel, Marina Knebel und Gertrud Linder geehrt.