Am 16. Oktober ist der Welttag der Wiederbelebung
Rettungskräfte und die Kommunale Gesundheitskonferenz Neckar-Odenwald-Kreis weisen auf hohen Stellenwert der Laien-Reanimation hin
Am diesjährigen Welttag der Wiederbelebung (World Restart A Heart Day) am 16. Oktober möchten die Rettungskräfte zusammen mit der Kommunalen Gesundheitskonferenz Neckar-Odenwald-Kreis (KGK) so mit dem Slogan „Jeder auf der Welt kann ein Leben retten!“ darauf hinweisen, welchen hohen Stellenwert die Maßnahmen von Laien haben. Die Herzdruckmassage alleine verdoppelt bis verdreifacht die Chance zu überleben und sollte im Zweifelsfall immer begonnen werden, im Takt des Bee Gees-Hits „Stayin´ alive“ etwa 100-mal pro Minute mit einer Drucktiefe von fünf bis sechs Zentimetern. „Die Beatmung ist bei Erwachsenen in den ersten Minuten weniger wichtig“, betont Notarzt Genzwürker.
Dazu wird in einer Pressemitteilung des Neckar-Odenwald-Kreises auf einen realen Fall verwiesen:
Kreislaufstillstand: Erst Ersthelfer, dann Patient – Am 16. Oktober ist Welttag der Wiederbelebung
Am 11. Oktober 2009 war Rudolf Knühl als Ersthelfer bei einem Kreislaufstillstand auf dem Hettinger Sportplatz aktiv. Dank seines beherzten Eingreifens kann Klaus Müller, sein langjähriger Freund und Wegbegleiter bei den Turnern des SV Victoria, auch 15 Jahre später noch sein Leben genießen. Gemeinsam hatten die beiden im Jahr 2020 für den Welttag der Wiederbelebung geworben und trafen sich regelmäßig bei der „Turnstunde“, die der 89-jährige Rudolf Knühl seit vielen Jahren leitete.
Am Morgen des 3. Juni diesen Jahres wollte Knühl nur kurz wegen eines Rezepts beim Hausarzt anrufen. Während des Telefonats brach der rüstige Senior plötzlich bewusstlos zusammen. Seine Ehefrau Berta reagierte sofort: über die Notrufnummer 112 verständigte sie den Rettungsdienst. Die Mitarbeiterin der Integrierten Leitstelle Mosbach fragte die wichtigsten Informationen ab, erkannte die Dringlichkeit der Situation und leitete Berta Knühl zur Herzdruckmassage an. Diese sogenannte „Telefonreanimation“ soll helfen, beim Kreislaufstillstand die Zeit ohne Hirndurchblutung zu verkürzen. Parallel alarmierte die Leitstelle um 08:47 Uhr umgehend Rettungswagen und Notarzt. Die Einsatzkräfte des DRK am Standort Buchen waren einsatzbereit und so erreichte Rettungswachenleiter Dieter Slabschi mit seinen Kollegen Florian Gramlich und Moritz Heller die Einsatzstelle bereits um 08:52 Uhr. „Herr Knühl lag leblos am Boden, wir haben sofort die Herzdruckmassage weitergeführt“, erinnert sich der Notfallsanitäter an die Situation vor Ort. Als nur eine Minute später Notarzt Dr. Genzwürker mit Notfallsanitäterin Jessica Gerlach eintraf, war gerade der Überwachungsmonitor angeschlossen worden und zeigte ein Kammerflimmern. Umgehend erfolgte die Defibrillation, die Wiederbelebungsmaßnahmen wurden fortgesetzt und ein Tubus zur Beatmung platziert. Kurz danach konnten die Einsatzkräfte feststellen, dass der Puls von Rudolf Knühl wieder gut tastbar war - das Herz schlug selbständig, aber verlangsamt. Ein sofort abgeleitetes EKG zeigte Zeichen eines akuten Herzinfarktes, weshalb der direkte Transport zum Herzkatheter im Caritaskrankenhaus Bad Mergentheim organisiert wurde.
Im vorliegenden Fall waren der sofortige Notruf, die beherzte Reaktion der Ehefrau und das rasche Eintreffen des Rettungsdienstes entscheidende Faktoren. „Bei bewusstlosen Patienten soll umgehend mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden, wenn keine Atmung vorhanden oder die Atmung nicht normal ist“, so Leitender Notarzt Genzwürker. „Besonders bei gerade eingetretenem Kreislaufstillstand kann noch eine `Schnappatmung´ vorhanden sein, dafür möchten wir besonders sensibilisieren.“ (...)
Anders als oft im Fernsehen dargestellt, war Rudolf Knühl trotz wieder vorhandenem Kreislauf nicht sofort bei Bewusstsein. Tatsächlich gab es eine mehrtägige Phase der Ungewissheit, in der seine Frau und die drei Kinder um den Ehemann und Vater bangten. Erst nach über einer Woche wurde er allmählich wach. „Als er mit mir zusammen auf der Intensivstation die Lieder des Projektchors zur Hettinger 1.250-Jahr-Feier sang, da wusste ich: wir haben ihn wieder“, erinnert sich seine Ehefrau Berta an die sehr emotionale Zeit im Juni.
Es brauchte allerdings noch mehrere Wochen, bis Rudolf Knühl wieder auf die Beine kam. Zunächst im Caritaskrankenhaus Bad Mergentheim, dann in der Akutgeriatrie in Tauberbischofsheim und der Kurzzeitpflege im Geras-Zentrum in Hettingen wirkten viele an seiner Rehabilitation mit, sodass er am 28. Juli wieder zurück nach Hause konnte. „Allen, die dazu beigetragen haben, bin ich sehr dankbar“, freut sich der ehemalige Lebensretter über die Hilfe, die er erfahren durfte. Die Leitung der Turnstunde hat er zwar abgegeben, aber er nimmt inzwischen wieder regelmäßig teil. Sein Sohn Jochen Knühl bedankt sich stellvertretend für die ganze Familie bei den Einsatzkräften und dem Klinikteam und freut sich, dass alle gemeinsam ein ganz besonderes Ereignis begehen dürfen: Die Familie kann die Diamantene Hochzeit des ehemaligen Lebensretters, der nun selbst gerettet wurde, und seiner Frau diese Woche mit noch größerer Freude feiern.