Paula erblickte im Rettungswagen das Licht der Welt
Sanitäter und Notarzt wurden am Straßenrand mitten in Hardheim zu Geburtshelfern
Paula Arenz ist eine echte Hardheimerin. Denn ihr Geburtsort ist tatsächlich die Gemeinde Hardheim. Allerdings kam sie nicht im dortigen Krankenhaus zur Welt, denn dessen Entbindungsabteilung ist bereits seit Jahren geschlossen. Sondern in einem Rettungswagen des DRK, der auf Hardheimer Gemarkung unterwegs war.
Geplant war das natürlich nicht. Das Mädchen sollte eigentlich in der Klinik in Bad Mergentheim das Licht der Welt erblicken. Als Geburtstermin stand der 19. Januar im Kalender, aber am Vortag gab es noch keine Anzeichen. Doch am frühen Morgen des 19. Januar setzten bei Emma Arenz ganz plötzlich Wehen ein und wurden so stark, dass der werdende Vater Claus Arenz die 112 wählte. Mit dem Stichwort „beginnende Geburt“ alarmierte die Rettungsleitstelle daraufhin gegen 7 Uhr den RTW 2/83-1, das ist der bei der DRK-Rettungswache in Hardheim stationierte Rettungswagen. Sofort machten sich Notfallsanitäter Frank Götz, Rettungssanitäter Martin Hütter und Jonas Lang, Notfallsanitäter in Ausbildung, auf den Weg zur Familie Arenz, die nur wenige Straßen vom Krankenhaus entfernt wohnt ( oder: in die Uhlandstraße). Schnell war klar, dass ein Arzt gebraucht werden würde, und so wurden Notarzt Krisztián Neméth und Notfallsanitäter Gerd Fleckenstein nachalarmiert.
Zur Wunschklinik in Bad Mergentheim hätte die Zeit keinesfalls gereicht, und so steuerten Sanitäter, Notarzt und die künftigen Eltern die Neckar-Odenwald-Kliniken an, konkret den Kreißsaal in Buchen. Die RTW-Besatzung informierte die Station. Dort war man schnell auf alles vorbereitet und erwartete die Gruppe.
Doch schon nach wenigen Metern Fahrt zeigte sich, dass Paula nicht länger warten wollte. Und so stoppte die Besatzung mitten in Hardheim am Straßenrand der B 27. Auf Höhe der Bushaltestelle zwischen der Abzweigung Bretzinger Straße und der Firma Eirich lernte das Mädchen seine Entbindungshelfer kennen. Vater Claus durchtrennte die Nabelschnur. Gemeinsam fuhr man dann entspannt für die Nachsorge doch noch nach Buchen. Wenige Tage später kam die kleine Hardheimerin mit ihrer Mama nach Hause.
„Eine Geburt im RTW ist immer etwas Besonderes“, erinnert sich Wachenleiter Gerd Fleckenstein gerne an den Tag. Die Entbindung sei ruhig und professionell verlaufen. Das ist für ihn nicht erstaunlich: Die beteiligten Sanitäter seien schon seit Jahrzehnten, teilweise seit 30 Jahren im Rettungsdienst tätig. Gerd Fleckenstein ist stolz, einer „echten Hardheimerin“ ins Leben geholfen zu haben. Der Wachenleiter ist zwar gebürtiger Unterfranke, arbeitet aber schon lange in der Region und ist nach 30 Jahren selbst schon ein „halber Hardheimer“. „Als ich beim Rettungsdienst begonnen habe, gab es noch die Entbindungsstation in Hardheim, die einen ausgezeichneten Ruf hatte“, erinnerte er sich an seine Anfangsjahre.
Die Familie Arenz bedankte sich jetzt mit einem Geschenkkorb bei ihren ungewöhnlichen Entbindungshelfern. Dafür sagte die Mannschaft der Rettungswache Hardheim herzlich „Dankeschön“ und freute sich über die nette Geste.